Viele wollen – aber können nicht: Was Arbeitssuchende heute wirklich antreibt

Teil der Studienreihe „Marktpotenzial AVGS“

Dieser Beitrag ist Teil einer Serie über die Ergebnisse der aktuellen Studie von AVP Berlin in Zusammenarbeit mit dem BIFI – Berliner Institute for Innovation. Die Untersuchung beleuchtet, wie Arbeitssuchende den Vermittlungsgutschein (AVGS) wahrnehmen – und was sie tatsächlich motiviert oder hemmt.

Motivation statt Resignation

Das gängige Bild vom „unmotivierten Arbeitslosen“ stimmt nicht.
Die Befragung von über hundert Arbeitssuchenden zeigt das Gegenteil:
Die meisten wollen arbeiten – aus eigenem Antrieb, nicht aus Zwang.

Arbeit steht für Struktur, Selbstbestimmung und soziale Teilhabe.
Viele beschreiben sie als Quelle von Sinn und Identität.
Nur eine Minderheit empfindet Arbeitslosigkeit als „angenehme Phase“.
Die Mehrheit sieht sie als Zwischenzustand, der beendet werden soll.

Die psychologische Seite der Arbeitssuche

Die Studie bestätigt zentrale Erkenntnisse aus der Motivationsforschung:
Menschen handeln vor allem dann aktiv, wenn sie Selbstwirksamkeit erleben – also das Gefühl haben, ihre Situation beeinflussen zu können.

Fehlt dieses Gefühl, entsteht Stillstand, obwohl der Wille da ist.
Das betrifft besonders jene, die wiederholt erfolglose Bewerbungen erlebt oder keine Unterstützung gefunden haben.
Mit jeder Absage sinkt die Zuversicht – nicht die Motivation, sondern die Erwartung, dass sich etwas ändern kann.

Strukturen, die blockieren

Viele Befragte beschreiben den Weg zur geförderten Unterstützung als unnötig kompliziert.
Anträge, Formulare, unterschiedliche Zuständigkeiten – alles dauert und wirkt undurchsichtig.
Das frustriert. Und genau hier kippt Motivation in Passivität.

„Ich will arbeiten, aber ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll“,
sagt eine der Befragten in der Studie.

Solche Aussagen zeigen: Es fehlt kein Wille, sondern ein klarer Zugang zu wirksamer Hilfe.

Der Vermittlungsgutschein als Schlüsselinstrument – wenn er funktioniert

Der AVGS ist genau dafür gedacht: individuelle, schnelle Unterstützung ohne Kosten.
Doch er wird zu selten genutzt – nicht, weil Menschen kein Interesse haben, sondern weil sie den Weg dorthin nicht verstehen.

Die Studie zeigt:
Wenn Arbeitssuchende wissen, dass der Gutschein existiert und wie er funktioniert, steigt die Bereitschaft zur Teilnahme deutlich an.
Kostenfreiheit und persönliche Begleitung werden als echte Hilfe erlebt – vorausgesetzt, das System ist transparent.

Was Arbeitssuchende wirklich brauchen

  1. Klarheit: einfache, nachvollziehbare Informationen über Rechte und Möglichkeiten.
  2. Tempo: schnelle Rückmeldungen statt wochenlanger Antragsläufe.
  3. Verlässlichkeit: persönliche Ansprechpartner:innen, keine wechselnden Zuständigkeiten.
  4. Ergebnisorientierung: sichtbare Fortschritte und realistische Jobchancen.

Damit entsteht das, was Motivation erhält: Vertrauen, Wirkung, Bewegung.

Fazit

Die meisten Menschen, die arbeitslos sind, wollen nicht verwaltet, sondern befähigt werden.
Motivation ist reichlich vorhanden – sie scheitert an Strukturen, nicht an Haltungen.
Wenn das System den Zugang erleichtert und Erfolge sichtbar macht, nutzt es nicht nur den Arbeitssuchenden, sondern dem gesamten Arbeitsmarkt.

Nächster Artikel der Serie:
„Drei Typen, drei Wege: Wie sich Arbeitssuchende unterscheiden – und wie Vermittlung darauf reagieren muss.“

Erfahren Sie mehr auf dem Innovationstag Zertifizierung 2026 am 16. Januar 2026 in Berlin.